Grenzen

Persönliche Grenzen

  • Persönliche Grenzen lassen uns spüren, welche emotionale und/oder körperliche Nähe zu einer anderen Person von uns als angenehm empfunden wird und welche Distanz nötig ist, damit wir uns gut fühlen.
  • Grenzen sind wichtig, um einschätzen zu können, in welchen Rahmen wir uns sicher fühlen und ob ein Gegenüber diesen Rahmen akzeptiert oder überschreitet.
  • Sich der eigenen Grenzen bewusst zu sein, ist eine Voraussetzung dafür, diese auch schützen zu können.
  • Da unsere Grenzen zeigen, welche Nähe wir als angenehm empfinden, geben sie andererseits auch einen Hinweis darauf, ob wir diese Nähe vielleicht sogar intensivieren möchten.

Unsere Grenzen beginnen allerdings nicht dort, wo unser Körper sich von der Umwelt abgrenzt, sondern umfassen einen Raum um den eigenen Körper, den man zwar nicht sieht, den wir aber spüren.

Bedeutende Faktoren der persönlichen Grenzen

Unser Bedürfnis nach Nähe oder Distanz, also wie weit oder wie eng wir unsere Grenzen stecken, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Eine Voraussetzung für ein bewusstes Spüren unserer persönlichen Grenzen ist, dass wir auch unsere eigenen Körpergrenzen (Wo beginnt mein Körper? Wo hört er auf?) wahrnehmen können und eine Vorstellung davon haben, welchen Raum unser Körper einnimmt. Er grenzt sich von der Umwelt ab.

Ich nehme meinen Körper und dessen Grenzen gut wahr, habe ein ausgeprägtes Körperschema und ich erkenne leichter, welche Nähe oder Distanz ich gerade als angenehm empfinde.

Auch kulturelle und frühe Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten (entwicklungspsychologische Prägungen) haben Einfluss auf unsere persönlichen Grenzen.

Das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe oder Distanz ist auch davon abhängig, welche Beziehungsqualität man mit der jeweils anderen Person erlebt, aber auch in welcher Situation man sich gerade befindet.

Stimmungen beeinflussen ebenso unser Nähe- oder Distanzbedürfnis.

 

 

 

Distanzzonen

Je nach sozialer Beziehung befinden wir uns in unterschiedlichen Distanzzonen mit anderen Menschen (vgl. Edward T. Hall). So hast du bestimmt schon bemerkt, dass die körperliche Nähe von z. B. Freund*innen meist erwünscht ist, während du von fremden oder weniger vertrauten Menschen mehr Abstand brauchst.

Die unterschiedlichen Zonen möchten wir dir an einem Beispiel erklären:

Stelle dir ein Haus vor, das von einem privaten Garten umgeben ist, der vor Einblicken schützt. Dieser geht in einen für alle sichtbaren Vorgarten über und wird dann durch einen Zaun begrenzt. Der*die Besitzer*in möchte nicht, dass Menschen gleich das Gartentor unhinterfragt öffnen, im Garten umher spazieren und erst an der Haustür Halt machen.

So ist es auch mit unseren Grenzen. Wie weit diese Grenze vom eigenen Körper gezogen wird, also wie groß der Garten ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

  1. Einige Menschen dürfen gar nicht durch das Gartentor gehen, weil sie dir nicht gut tun.
  2. Viele dürfen den Vorgarten betreten, du trittst mit ihnen in Kontakt, aber eine bestimmte Distanz ist nötig, um den Kontakt mit ihnen als angenehm zu empfinden.
  3. Vertrautere Menschen lässt du auch in das Haus, in weniger intime Räume, wie das Wohnzimmer.
  4. Sehr nahestehende Menschen dürfen auch einen Blick in das Schlafzimmer werfen und andere, intimere Räumlichkeiten betreten, und es fühlt sich immer noch gut an.

 

 

Grenzen erkennen

Wenn eigene Grenzen übergangen werden, ist dies meist durch ein Unbehagen spürbar.

Vielleicht ist dir im Moment nicht möglich, das unangenehme Gefühl sofort zuzuordnen und dir ist nicht sofort klar, ob und wie du mit einer Grenzziehung zum eigenen Schutz reagieren kannst.

Möglich ist auch, dass du erst nach einer grenzüberschreitenden Situation bemerkst, dass sie dir nicht gut getan hat.

Häufig haben wir gelernt, uns zugunsten bestimmter Machtverhältnisse unterzuordnen, sehen dies als „normal“ an und nehmen dabei keine Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse.

Schau auf dich und mach dich auf die Suche nach deinen eigenen Grenzen. Woran erkennst du diese?

Auf die persönlichen Grenzen achten

Es ist nicht immer leicht, erkannte Grenzen auch tatsächlich zu akzeptieren, doch indem du dir deine Grenzen zugestehst, wertschätzt du dich auch selbst und achtest auf dein Wohl. Indem du auf deine Grenzen achtest und diese verdeutlichst, werden sich auch die Menschen um dich herum besser orientieren können.  

Es ist nicht immer ganz einfach zu merken, wo die eigenen Grenzen liegen. Auch ist es oft schwer zu erkennen, wo die Grenzen der anderen Menschen sind. Aus diesem Grund ist es wichtig miteinander zu sprechen, sich darüber auszutauschen, was einem gut tut und wann es sich vielleicht komisch und unangenehm anfühlt.

Grenzen ziehen

Nachdem die persönlichen Grenzen erkannt und auch akzeptiert wurden, ist ein weiterer Schritt, diese auch zu schützen. Ein gewisses Maß an Konfliktbereitschaft ist hierbei unvermeidlich.

Grenzen ziehen zu können, ist nicht immer leicht.

Sehr oft machen wir Dinge, die sich eigentlich nicht richtig anfühlen, glauben aber, es sei normal und achten nicht auf unsere Gefühle. Nicht selten steht auch die Angst im Vordergrund, das Gegenüber zu enttäuschen oder gar zu verletzen, wenn ein „Nein“ ausgesprochen wird.

Gibt es in deinem Umfeld Menschen, die deine Grenzen überhaupt nicht akzeptieren wollen, solltest du dir die Frage stellen, inwiefern sie dir tatsächlich gut tun und welchen Stellenwert du ihnen in deinem Leben einräumen möchtest.

Menschen, die selbstsicher sind, benötigen weniger Raum und lassen Menschen näher an sich heran, denn sie vertrauen darauf, dass sie es steuern können, wenn ihnen jemand zu nahe kommt. Menschen mit einem geringeren Selbstwert hingegen, brauchen oft eine größere Schutzzone um sich.