intergeschlechtlicher* Körper

intergeschlechtlicher* Körper/inter*

intergeschlechtlicher* Körper/inter*

Unsere Gesellschaft denkt häufig nur in zwei Geschlechtern. Vieles dreht sich um männlich und weiblich und alle sollen in eine der beiden Kategorien hineinpassen. Die Biologie zeigt aber, dass sich längst nicht jede Person klar einordnen lässt.

Oft sind bei Menschen Hormone, Genitale und/oder Chromosomen weder eindeutig weiblich noch eindeutig männlich, sondern diese Menschen haben Merkmale von beiden Geschlechtern. Sie weisen unterschiedliche Variationen der Geschlechtsmerkmale auf.

Diese Geschlechtsvariationen werden „intergeschlechtlich*“ genannt.

Unterschiede der Geschlechtsmerkmale

  1. Geschlechtschromosomen
    XX wird dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben, XY dem männlichen.
  2. Geschlechtshormone
    Ein hoher Anteil an Östrogen und Progesteron gilt als weiblich, ein hoher Anteil an Testosteron gilt als männlich.
  3. Keimdrüsen
    Eierstöcke werden dem weiblichen, Hoden dem männlichen Körper zugerechnet.
  4. äußere Genitalien
    Vulva und Vagina gelten als weibliche Körpermerkmale, der Penis als männliches Körpermerkmal.
  5. innere Genitalien
    Samenstränge und die Prostata zählen zu den männlichen Geschlechtsmerkmalen; Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Vagina zählen zu den weiblichen Geschlechtsmerkmalen.

Intergeschlechtliche* Menschen haben einen Teil dieser männlichen und einen Teil dieser weiblichen Merkmale.

Geschlechtsvariationen

Die Variationsbandbreite ist sehr groß, weshalb hier nur Beispiele angeführt werden können. Sie sollen einen Einblick in die Vielfalt an Möglichkeiten, wie sich individuelle Geschlechter entwickeln, bieten. Inter* kann als Sammelbegriff für vieler Geschlechtsvariationen verstanden werden.

  • Ein Mensch kommt mit Vulva und Penis auf die Welt.
  • Ein Mensch mit Vulva kann einen männlichen Chromosomensatz (XY) haben und es fehlen Eierstöcke und Gebärmutter.
  • Umgekehrt kann ein Mensch mit Penis einen weiblichen Chromosomensatz aufweisen.
  • Einige bemerken ihre Geschlechtsvariation in der Pubertät (ein Inter*Mädchen kommt in den Stimmbruch, einem Inter*Bub wachsen Brüste).
  • Manche bemerken ihre Geschlechtsvariation erst, wenn ihr Kinderwunsch unerfüllt bleibt und sie deshalb genau ärztlich untersucht werden.

Somit ist klar, dass eine Geschlechtsunterscheidung in nur zwei Kategorien nicht ausreicht.

 

Wie häufig kommt Intergeschlechtlichkeit* vor?

Es wird davon ausgegangen, dass 0,17 % der Bevölkerung eine individuelle Variation der Geschlechtsmerkmale aufweisen, auch wenn einige davon sich dessen nicht bewusst sind. Von 1.000 Menschen kommen ein bis zwei Personen auf die Welt, die biologisch nicht klar einer männlichen oder weiblichen Schublade zugeordnet werden können.

Medizinischer Begriff: „„Intersexualität“

Der Begriff „Intersexualität“ kommt aus der Medizin und sieht Intergeschlechtlichkeit als Störung der Geschlechtsentwicklung.

Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale zu haben, ist keine Krankheit, Störung oder Behinderung, sondern spiegelt die Vielfalt – die Diversität von menschlichen Geschlechtern – wider.

Deshalb ist es intergeschlechtlichen Menschen wichtig, nicht als „intersexuell“ bezeichnet zu werden.

 

Wie definieren Inter*Menschen ihre Geschlechtsidentität?

Inter*Menschen definieren ihre Geschlechtsidentität als weiblich*, männlich* oder nonbinär.

Eintragungen im Personenstandsregister

In Österreich gibt es seit 2019 die Möglichkeit, neben „weiblich“ und „männlich“ alternativ „divers“ in das Personenstandsregister eintragen zu lassen. Seit 2020 sind zudem „inter“, „offen“ und eine generelle Streichung des Eintrags möglich. Für einen alternativen Eintrag wird allerdings ein medizinisches Fachgutachten, das eine Geschlechtsvariation bestätigt, vorausgesetzt.

Geschlechtsverändernde Maßnahmen bei Kindern/Jugendlichen

Um dem gesellschaftlichen Mann-Frau-System zu entsprechen, werden bei Inter*Kindern häufig geschlechtsverändernde Operationen und Hormonbehandlungen vorgenommen. Auch teil-mündige Jugendliche werden dazu gedrängt, ihre Geschlechtsvariation unsichtbar zu machen.

Es sind meist plastische Operationen am gesunden Körper, die medizinisch nicht begründet sind.

Dadurch wird Inter*Menschen das Recht genommen selbst zu entscheiden, wie sie mit ihrem Körper leben wollen.

Sie leiden oft ein Leben lang psychisch und physisch unter diesen massiven Eingriffen in ihre persönliche Integrität. Nicht selten ist auch eine Unfruchtbarkeit die Folge. Es wird ihnen zudem die Möglichkeit genommen, jemals Eltern zu werden.

Immer stärker wird von vielen Seiten darauf hingewiesen, dass damit Menschenrechte verletzt werden. Es wird international dafür gekämpft, die Zwei-Geschlechter-Norm aufzubrechen, Inter* als biologische Möglichkeit von vielen zu sehen und nicht-konsensuelle und medizinisch nicht begründbare Operationen rechtlich zu stoppen.

 

 

 

Video

In diesem Video erzählen inter*Jugendliche von ihren Erfahrungen (englisch).

Video

In diesem Video erzählen zwei Inter*Personen, Audrey und Luca, was es für sie bedeutet inter* zu sein.

Unterstützung für Inter*Personen in Österreich

In Österreich setzen sich z. B. die Vereine VIMÖ (Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich) und die „Plattform Intersex Österreich“ seit Jahren für die Umsetzung verschiedener rechtlicher und gesellschaftlicher Forderungen ein.

Verein VIMÖ

Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich

vimoe.at

Plattform Intersex

Diese Plattform ist ein unabhängiges Netzwerk von Vereinen, NGOs, Wissenschaftler*innen und Aktivisti*innen, die zum Ziel hat, die Lebenssituation von intergeschlechtlichen Menschen zu verbessern.

www.plattform-intersex.at/

Beratungsstelle VAR.GES

Beratungsstelle für Menschen mit VdG (Variationen der Geschlechtsmerkmale), deren Angehörigen sowie für Organisationen, Fachleute und Unternehmen.

varges.at

 

Quellen:

genderdings.de